Als Sohn des bekannten jüdischen Theater- und Literaturkritikers Hans Natonek geboren, der 1933 von den Faschisten ausgebürgert wurde, verlor Wolfgang Natonek ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges schrieb er sich an der Universität Leipzig für Germanistik ein und trat der Liberalen Partei Deutschlands bei, die 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet wurde. Voll Hoffnung auf eine antifaschistisch-demokratische Ordnung engagierte er sich im Studentenrat der Universität Leipzig. Seine Partei ging als stärkste Kraft aus den Studentenratswahlen 1946 hervor und er wurde zum Vorsitzenden gewählt. Ab diesem Zeitpunkt war er vielfältigen Anschuldigungen ausgesetzt und musste sich mit seinen Verbündeten mit hoher Moral und rhetorischem Geschick zur Wehr setzen. In der Nacht vom 11. zum 12. November 1948 wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht mit weiteren Kommilitonen verhaftet. Zur Anklage stand, dass sie Mitglieder einer illegalen Organisation wären und gegen die sowjetische Militäradministration vorgegangen seien. Zunächst zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, wurde Wolfgang Natonek nach Jahren der Haft in Torgau und Bautzen 1956 entlassen und siedelte in die Bundesrepublik Deutschland über. Die Vereinigung der Förderer und Freunde der Universität Leipzig verleiht seit 1996 jährlich den Wolfgang-Natonek-Preis an Studierende für hervorragende Studienleistungen und gesellschaftliches Engagement.
In unserer Veranstaltung erinnern wir an Natonek anlässlich seinen 100. Geburtstages und laden Sie herzlich dazu ein.